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Wer spricht für wen?

…ist die Frage, der wir die Inputs, Angebote und Ausstellungen im Rahmenprogramm des WESTWIND Festivals 21 zuordnen. Natürlich geht es dabei um Repräsentation und Selbstermächtigung, um Fragen nach Partizipation, um Awareness und die Darstellbarkeit von heiklen Themen im Theater.

Feministische Positionen und Nachhaltigkeit werden Thema sein, aber auch die Möglichkeiten, strukturellem Rassismus und Antisemitismus zu begegnen, beschäftigen die Szene hier. Die Theaterschaffenden für Junges Publikum schärfen dabei ihren Blick für gesellschaftliche Prozesse, die nicht nur bei der künstlerischen Arbeit, sondern auch im Umgang miteinander und den Zuschauer:innen eine Rolle spielen.

So wird während des Festivals der Kinder- und Jugendbeirat des COMEDIA Theaters einen Beratungstisch für professionelle Theatermacher:innen betreiben. Jeden Tag werden ein bis zwei 15-minütige Impulsvideos von bekannten Wissenschaftler:innen und Expert:innen veröffentlicht, die sich zu kulturpolitischen Themen äußern. Zum Beispiel spricht Prof. Dr. Aladin El Mafaalani über Meinungsfreiheit, Streitkultur, Populismus und die offene Gesellschaft und Lena Gorelik über Sexismus und die Freiheit der Kunst. Desweiteren können wir uns auf Impulse von Lisette Reuter, Jana Zöll, Nicola Bramkamp, Nishna Mehta und Barbara Fuchs freuen. Die Gründung eines neuen Kölner Netzwerks der Theater für Junges Publikum findet auf dem Festival ihren Platz und eine Podiumsdiskussion zum Thema “Wer steht für mich (ein) – auf der Bühne?” mit Akteur:innen aus der Kunst-/Kulturszene.

Um einen kritischen, (post-)kolonialen Blick zu schärfen, führt Decolonize Cologne die Festivalbesucher:innen durch die Kölner Südstadt, um nach den Geschichten des Kolonialismus und persönlichen Bildern/Ideen und Familienverhältnissen zu fragen. Schüler:innen des Humboldt-Gymnasiums beschäftigten sich ebenfalls intensiv mit der Thematik und entwickelten als Konsequenz eine (post-)koloniale, digitale und interaktive Stadtralley, die während des Festivals ganz einfach von jedem Handy aus heruntergeladen und angetreten werden.

Zum Thema Nachhaltigkeit lädt das Festival zu “Clean Up” Aktionen im Volksgarten ein und das Essen wird rein vegan serviert. Die Pressearbeit widmet sich einer nachhaltigen Arbeitsweise, so werden Informationen größtenteils digital vermittelt. Kommt es doch zu analogen Informationen, werden diese aus recyclten, nachhaltigen Materialien produziert.

Nach der Verschiebung des Festivals und einer aus bekannten Gründen längeren Kunst-/Kulturpause, möchte das Rahmenprogramm des WESTWIND Festivals einen Raum eröffnen, um gemeinsam im Gespräch zu bleiben. Die zentrale Frage “Wer spricht für wen?” wird sich in den verschiedenen des Rahmenprogramms wiederfinden lassen und die Arbeit der Szene kritisch hinterfragen.

 

Fokus Awareness

Im Rahmen des diesjährigen WESTWIND Festivals besuchen die beiden Wissenschaftler:innen Seda Sönmeztürk und Alexis Rodriguesz Suárez das Festival als Beobachter:innen. Aus ihren jeweiligen Perspektiven evaluieren sie den Umgang des Festivals, der eingeladenen Produktionen und der Festivalteilnehmer:innen mit gesellschaftlich relevanten und aktuellen Fragestellungen und Themen. Ihren Eindruck zum Umgang mit Genderfragen, Queerfeministischen Themen, Rassismus und Machtfragen in der Institution Theater, aber im speziellen in der Szene des Theaters für Junges Publikum teilen Sie im Anschluss an das Festival mit den Mitgliedern des AK Theater für junges Publikum. Einbeziehen in ihren Eindruck möchten Sie auch Gespräche mit den Besucher:innen in der Festivalwoche.

 

Seda Sönmeztürk

studierte Philosophie und Soziologie. Neben ihrer Tätigkeit als Honorardozentin arbeitet sie als Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Ethnologie an der Ruhr-Universität Bochum. Sie ist in unterschiedlichen Theaterprojekten wissenschaftlich involviert und interessiert sich aktuell für die Möglichkeiten des Dialogischen zwischen Wissenschaft und Theater.

Alexis Rodríguez Suárez

bezeichnet sich selbst als cis queer man of colour in der Diaspora. Zurzeit arbeitet er in Dortmund im Beratungs- und Empowermentprogramm für junge queere People of Colour. Außerdem schafft er als Kurator und Community-Organisator Räume für unterrepräsentierte oder nicht sichtbare Communities und ihre Geschichten. Er arbeitet mit verschiedenen Organisationen in Deutschland an der Entwicklung von Community-basierten Kunst- und Filmprojekten sowie an der kulturellen und politischen Bildung.